“Grüner shoppen”: Was steckt hinter den nachhaltigen Kreditkarten?

Die Finanzbranche gehört wohl immer noch mit zu den Bereichen, in denen das Thema Nachhaltigkeit – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung – bislang mit den geringsten Wandel angestoßen hat. Grund genug für immer mehr Banken und Zahlungsdienstleister, das eigene Image etwas aufzupolieren und vor allem im Marketing für einen grüneren Anstrich zu sorgen. “Öko-Banken” sind längst keine Seltenheit mehr – dass plötzlich auch Kredit – und EC-Karten in den Nachhaltigkeits-Fokus geraten, verdient aber einen genaueren Blick auf das Thema.

(H2) Grüne Kreditkarten mit Signalwirkung: Plastik, Holz oder virtuell?

Die “grünen Kreditkarten” lassen sich aus mehreren Blickwinkeln betrachten. Der naheliegendste ist dabei natürlich die physische Kreditkarte selbst. Vorreiter bei diesem Thema sind vor allem die jungen Online-Banken aus dem Start-up-Bereich. Während noch vor wenigen Jahren die durchsichtigen Plastik-Kreditkarten einer Online-Bank für einen kleinen Hype gesorgt haben, wird mittlerweile mit Blick auf die Nachhaltigkeit – und vermutlich auch die eigene Außenwirkung – immer weiter am Material geschraubt. Immer mehr Herausgeber setzen auf Metallkarten, um für eine höhere Wertigkeit zu sorgen und damit nebenbei den Begriff “Plastik” von der eigenen Website verbannen zu können. Anderswo wird das Umweltschutz-Argument mehr in den Vordergrund gestellt: Eine Kreditkarte aus Holz – gekoppelt an ein zahlungspflichtiges Konto, das den eigenen CO2-Fußabdruck ausgleichen soll.

Ein solcher Verzicht auf die Plastikkarte hat natürlich schon alleine aufgrund des geringen Gewichts mehr eine Signalwirkung als eine tatsächlich Effekt. Wenn diese jedoch dazu genutzt wird, um einen positiven Marketing-Effekt für tatsächlich wirksame Maßnahmen (z. B. CO2-Ausgleich) zu schaffen, hat diese Methode natürlich auch ihre Daseinsberechtigung. Das Problem liegt vielmehr darin, dass für die Kunden häufig nur schwer nachvollziehbar ist, wo die Grenze zwischen Marketing, Unternehmensvorteil und Umweltbewusstsein tatsächlich verläuft.

(H3) Virtuelle Kreditkarten als nachhaltige Lösung?

Der nächste Schritt kündigt sich währenddessen bereits eher am Rand der Branche an. Anbieter wie Kredu nutzen virtuelle Kreditkarten dazu, den Kauf auf Rechnung bei Online-Shops zu erleichtern. Bei einer virtuellen Kreditkarte erhalten Kunden statt einer Plastik-, Metall- oder Holzkarte lediglich den Datensatz der Kreditkarte. Für die Online-Bezahlung eignet sich dieser Ansatz bereits bestens – da immer mehr Menschen ohnehin ihre Kreditkarten-Daten für die Bezahlung via Handy (z. B. Apple Pay) direkt digital gespeichert haben, könnten die klassischen Kreditkarten aber in den nächsten Jahren auch immer mehr aus dem Alltag verschwinden und dadurch auch ein kleines bisschen “grüner” werden. Die ersten internationalen Banken beginnen bereits damit, selbst virtuelle Kreditkarten zu vergeben.

(H2) Nachhaltig Shoppen: Was steckt dahinter?

Quasi zeitgleich mit den “grünen” Kredit- bzw. EC-Karten sind auch daran geknüpfte Formulierungen wie “nachhaltiger shoppen” häufiger aufgetaucht. In der Praxis bedeutet das häufig, dass für jeden Einkauf (oder jeden Betrag X) ein Baum gepflanzt wird, ein Stück Regenwald gerettet wird oder eine Spende an ein Projekt erfolgt, das sich aktiv für den Umweltschutz einsetzt.

Unabhängig davon, dass es immer wieder Diskussionen rund um den tatsächlichen Effekt solcher “Bäume pflanzen für’s Klima”-Ansätze gibt, besteht noch ein weiteres Problem: Indem die Häufigkeit oder der Betrag, der mit der “grünen Kreditkarte” bezahlt wird, dadurch direkt an den eigenen Beitrag zum Umweltschutz geknüpft wird, entsteht schnell eine Art Druck, der unter Umständen zu mehr Zahlungen anregt und dadurch auch der Bank ein Stück weit in die Hände spielt. Auch wenn solche Maßnahmen einen Teil zum Umweltschutz beitragen können, haben sie jedoch immer einen kleinen Beigeschmack, wenn der Aspekt “Gutes tun” direkt in dieser Form den eigenen Konsum gebunden ist.

Ein Punkt, über den sich deshalb abschließend streiten lässt, ist die Verantwortungszuteilung. Ganz egal, ob Kreditkarte aus Holz, Bäume pflanzen mit jeder Zahlung oder Ausgleich des CO2-Fußabdrucks – der Umweltschutz wird hier an eine alltägliche Handlung geknüpft und vermittelt deshalb natürlich auch den Eindruck, dass die Verantwortung vor allem in den Händen von Privatpersonen bzw. Konsumenten liegen würde. Während umweltbewusstes Handeln im Privatleben selbstverständlich ein wichtiger Schritt ist, liegt die Verantwortung dennoch im Moment bei der Politik. Eine Kreditkarte aus Holz mag deshalb ein Signal sein und womöglich auch einen kleinen Teil beitragen – die großen Veränderungen müssen aber zunächst an anderer Stelle erfolgen.

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